Aus dem Windschatten

Noch vor ein paar Jahren stand der Name ‚CZ‘ für preiswerte und robuste Ganzstahlpistolen ohne herausragende sportliche Ambitionen. Daran hat sich nichts geändert – mit Ausnahme des sportlichen Anspruchs. Heute setzt Ceska Zbrojovka in allen Wettkampfbereichen viele etablierte und kostspieligere Marken unter Druck.

… die dritte Baureihe entsteht in Stuttgart unter der Ägide von Kurt Tschofen. Dessen Pistolen heißen je nach Kaliber Sport II (9 mmm Luger), Sport III (.22 lfb) und 97 Sport im Kaliber.45 ACP. Auch übernimmt Frankonia den Vertrieb und Verkauf an den Fachhandel, wie auch den Endkunden. Wer eine ‚Tschofen‘-CZ haben möchte, der muss sich also nicht auf den Weg zu Waffen Oschatz machen. Sämtliche bei Waffen Oschatz gefertigten Exemplare kommen alle aus den gleichen Kleinserien, und sowohl Frankonia, als auch Kurt Tschofen selbst legen Wert auf die Feststellung, dass es keine ‚besonders ausgesuchten‘ Stücke gibt.

… Frankonia bietet die CZ 75 Sport II für 1299 Euro an. Damit ist die 9 mm Longslide sogar etwas billiger als die ebenfalls sechszöllige USP Elite von Heckler & Koch. Trotzdem hält die Sport II bei den ganz großen ‚Namen‘ mit: Zehnschuss-Trefferbilder um 30 mm sind möglich – manchmal auch Schussgruppen unter 25 mm.

… damit die Sport II den Anforderungen von Sportschützen gerecht wird, braucht es allerdings ein eigens angefertigtes und individuell an die Griffstücke angepasstes ‚Longslide‘ – Oberteil. Dieses entsteht bei Kurt Tschofen von Waffen Oschatz: Der Tuningspezialist fräst für die Sport II einen 6 Zoll langen Schlitten aus dem vollen Material. Um die bestmögliche Präzision zu garantieren, werden Griffstücke, Läufe und Schlitten von Hand angepasst. Damit der Lauf auch vorn spielfrei gelagert wird, erhält die Waffe bei Oschatz anstelle der (nicht zur Demontage vorgesehenen) Original-Buchse mit Feingewinde ein Matchbushing im Stil der M 1911 A1.

… alle drei Tschofen-Oberteile lassen sich nachträglich auf ‚normale‘ CZ 75, beziehungsweise CZ 97 anpassen.

… die Matchausstattung des Schlittens komplettiert eine in die Visierschiene eingelassene, mittels eines Querbolzens fixierte Mikrometerkimme, ein Korn mit Schwalbenschwanzfräsung sowie zusätzliche Durchladerillen vorne im Schlitten. Die leicht ansteigende Visierschiene schafft hinten zusätzlichen Raum für die Kimme und verschafft der Sport II zugleich eine attraktivere Silhouette.

… ‚Fast schon eine SIG lautet der vollmundige Werbespruch. Klappern gehört natürlich zu jedem guten Handwerk, aber soviel sei zur Sport II angemerkt: Das Wörtchen ‚fast‘ findet sich in der Werbung nicht ohne Grund – die Sport II schießt präzise, ist komplett aus Stahl gefertigt und bietet eine Ausstattung mit dem, was man heute bei einer 6 Zoll-Scheibenwaffe so braucht – eine SIG P210 macht das aus ihr aber nicht.

Aber: wenn an dem markigen Sprüchlein nicht einiges dran wäre, hätten Konkurrenz und Sportschützen dieses Herstellers und Händler der deutsch-tschechischen Longslide schon um die Ohren geschlagen. Das große Abwatschen musste ausfallen, denn das Modell ist jetzt seit nunmehr fünf Jahren auf dem Markt und bringt das, was mehr zählt als Reklame – sie schießt gut.

… die Optionen für Wechselsysteme ist umfangreich: In 9 mm Luger hat der Schütze die Auswahl aus dem Standardprogramm für die CZ 75. Dazu kommt noch das preiswerte Kadett-Wechselsystem in .22 lfB, und das aufwendiger gefertigte KK-Oberteil ‚Sport III‘, das ebenfalls von Waffen Oschatz gefertigt wird.

CZ 97 Sport

Die .45er-Wettkampfversion entsteht nach einem ähnlichen Grundmuster wie die 9 mm Sport II. Das Griffstück stammt aus der CZ-Serienproduktion, der Schlitten von Waffen Oschatz. Der Lauf bildet die einzige wesentliche Ausnahme,: Hier kommen die Rohlinge nicht aus Tschechien, sondern von Lothar Walther. Außerdem handelt es sich um Läufe mit Polygonprofil.

… das CZ-97-Griffstück liegt ausgezeichnet, vor allem bei Handschuhgrößen ab 9 aufwärts. Durch das schwere Tschofen-Oberteil liegt die 97 Sport auch sehr angenehm im Anschlag, mit 1325 g ist sie eine der schwersten serienmäßigen .45er-Longslides.

… die Passungen von Mündungsbuchse, Lauf, Schlitten und Griffstück waren hervorragend. Der Abzug löste trocken bei 1400 g aus.

Aktuell überprüft wurden zunächst zwei rund ein Jahr alte, von einem Schützenkollegen geliehene Exemplare – beide inzwischen über 1500 Schuss alt, im Fachhandel gekauft und völlig unmodifiziert. Nach Aussage ihres Besitzers war seine CZ 75 Sport II mit allen verwendeten Munitionssorten vom ersten Tag an absolut zuverlässig. Seine CZ 97 würde mit Fabrikmunition perfekt laufen.

… eingespannt in die Schießmaschine verdaute die CZ 97 Sport jedenfalls alle Munitionssorten störungsfrei.

… die Eigenpräzision war ohne Fehl und Tadel.

… nebenbei bemerkt war die CZ 97 Sport zugleich mit den verwendeten Munitionslosen die präziseste von allen aktuell eingespannten .45ern. Dabei begeisterte nicht nur das Spitzenresultat von 19 mm Streukreis (200 gr H&N Hollow Point/5,0 gr N 320), sondern die gute Verträglichkeit mit allem, was ins Patronenlager passte: Die ‚schlechtesten‘ Schussbilder maßen gerade mal 52 mm.

… alles zusammengenommen schoss die verchromte Sport II fast genau so gut wie die CZ 97 Sport. Zugleich war sie unter den aktuell mit den gleichen Munitionssorten getesteten Matchwaffen in 9 mm Luger eines der präzisesten Modelle und zugleich die günstigste Longslide überhaupt.

Das Redaktionsfazit:

Die Matchmodelle CZ 75 Sport II und CZ 97 Sport sind präzise, zuverlässig und direkt aus der Schachtel sportlich voll brauchbar. Zusätzliches Tuning ist möglich, aber nicht zwingend erforderlich. Am ehesten profitieren die CZ von einem weitergehenden Abzugstuning, aber das trifft auf viele Wettkampfpistolen zu. Keine Sportpistole anderer Hersteller hat zur Zeit ein besseres Preis-Leistungs-Verhältnis als die CZ 75 Sport II und die CZ 97 Sport.

(Quelle: DWJ Extra 8, S. 12-19)